Architektur und Identität – Das Familienunternehmen als Bauherr
Heft 14 der Schriftenreihe des Instituts
Die Architektur ist das Medium, in dem das Selbstverständnis eines Familienunternehmens – abgesehen von seinen Produkten und Dienstleistungen – seinen sinnfälligsten und dauerhaftesten Ausdruck findet. Am Beispiel von TRUMPF, dem schwäbischen Technologie- und Weltmarktführer im Bereich industrieller Laser, wird exemplarisch gezeigt, was Architektur vermag, wie sie nach innen und außen wirkt, welche Ziele Bauherr und Architekt verfolgen.
Leseprobe
Architektur und Identität
Unternehmensarchitektur ist Alltagsarchitektur. Industriebau klingt wenig glamourös, Gewerbebau noch viel schlimmer. Warum ist es dennoch lohnenswert, sich mit diesem Thema zu beschäftigen? Weshalb hätte dieser wesentliche Teil der gebauten Umweltviel mehr Achtsamkeit verdient als ihm zuteil wird? Wenn Architektur im Rampenlicht öffentlicher Wahrnehmung steht, geht es oftmals um Museen, Konzerthallen, Hochhäuser. Die persönliche Wahrnehmung betrifft zumeist das eigene Wohnumfeld, vielleicht noch die Kindergärten und Schulen der Kinder. Wichtige Bauaufgaben – ohne Zweifel! Bauaufgaben, denen auch wir uns in unserer Berufspraxis gern widmen. Aber können wir es uns als Einzelner und als Gesellschaft leisten, nur hier repräsentative Bedürfnisse befriedigt sehen zu wollen, nur hier inspirierende oder beschützende Räume zu erwarten, nur hier hohe Qualität nach innen und außen einzufordern?
Müssen wir nicht auch die höchsten Qualitätsansprüche an die Orte industrieller Arbeit anlegen, an Produktionshallen, Werkstätten oder Labore, an Seminar-, Konferenzräume oder Büros (und dabei nicht nur an die Vorstandsetagen)? Unsere Meinung als Architekten ist eindeutig: Ja, wir müssen!
Architektur ist immer Ausdruck des Selbstverständnisses eines Unternehmens – bewusst oder unbewusst. Ein Gebäude gibt ein Bild nach außen ab, es hinterlässt einen bestimmten Eindruck bei Kunden, Besuchern und Passanten, das ist erst einmal selbstverständlich. Hochwertige Unternehmensarchitektur ist aber keineswegs ‚nur‘ eine – dem Logo, Briefkopf oder der Schrifttype ähnliche – Komponente einer „Corporate Identity“ und einer auf Außenwirkung bedachten Selbstdarstellung.
Unternehmensarchitektur sagt auch sehr viel nach innen aus. Sie ist so etwas wie ein gebauter Ausdruck der Bedingungen, die man seinen Mitarbeitern für ihre alltägliche Arbeit bereitet, also letztlich Ausdruck einer Form von Wertschätzung. Qualitätvolle Unternehmensarchitektur ist eine Investition in Motivation und Identifikation.
Die Art und Weise, wie ein Unternehmen seine Arbeitsstätten plant und gestaltet, hat zudem einen ganz unmittelbaren Einfluss auf die jeweiligen Arbeitsabläufe. Gebäude können Arbeitsprozesse hemmen oder fördern, sie können notwendige Änderungen und Anpassungen unmöglich machen oder sie auf einfache Weise begünstigen.
Gute Unternehmensarchitektur – bezogen auf die Qualität der verwendeten Materialien, aber vor allem auch auf nachhaltige Energiekonzepte – ist eine Investition zu Beginn einer Zeitrechnung, in deren Verlauf langfristig Kosten in Betrieb und Unterhalt eingespart werden.