Willkommen in der Familie! – Ehe- und Lebenspartner in Unternehmerfamilien
Heft 15 der Schriftenreihe des Instituts
Die Partner der Kinder sind in allen Familien ein Ereignis. In Unternehmerfamilien aber sind die Hürden höher – dafür sorgt nicht allein ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein, der Stolz auf Selbständigkeit, Status und Traditionen. Gerade auch das Unternehmen und das Familienvermögen erschweren im Regelfall die Integration. Drei Schwiegersöhne schildern ihre unterschiedlichen Erfahrungen und liefern die Basis für einige grundsätzliche Überlegungen aus Sicht der Familienstrategie.
Leseprobe
Beispiel 2
Der Interviewpartner ist Manager in einem Konzern und hatte bis vor einiger Zeit Sitz im Beirat des Unternehmens. Am Unternehmen sind mehrere Familienstämme beteiligt; seit einer Krise hält ein anderes Familienunternehmen eine größere Beteiligung.
Wie haben Sie Ihre Frau kennengelernt?
In der Schule – im Gymnasium waren wir in der Abiturklasse in denselben Kursen.
Haben Sie die Familie und die Vermögensverhältnisse vorher gekannt?
Nein, anfangs überhaupt nicht, ich war damals 18. Allerdings hat mir meine Schwiegermutter schon sehr bald zu verstehen gegeben, dass sie Unternehmerin ist: Sie ging ja auf Gesellschafterversammlungen. Das habe ich schon mitbekommen. Aber die Vermögensverhältnisse kannte ich nicht.
Hätte das für Sie etwas geändert?
Nein, es ging mir immer nur um meine Frau und nicht um ihre Familie oder ihr Geld. Dazu brauchte es allerdings Durchhaltevermögen: Meine Schwiegermutter ist anstrengend.
Hatten Sie schon vorher einmal Kontakt zu Unternehmerfamilien?
Mein Vater war Fremdgeschäftsführer eines Familienunternehmens, eines Anlagenbauers. Ich wusste schon ungefähr, worum es geht, kannte aber die Branche nicht, in der die Familie meiner Frau tätig ist. Das kam erst viel später, als ich in den Beirat sollte. Da war ich Vorstandsassistent in einem Konzern und hatte anders als mancher aus der Familie schon mal eine Bilanz gesehen. Als die Familie einen Investor – übrigens auch ein Familienunternehmen – hineinnehmen musste, hat der mich für den Beirat vorgeschlagen. So bin ich in die Sache reingewachsen.
Haben Sie einen Ehevertrag?
Ja, das ist in der Grundstücksgesellschaft vorgeschrieben. Damals habe ich auf sämtliche Ansprüche im Zusammenhang damit und mit der Firma zugunsten der Kinder verzichtet. Also ein einseitiger Verzicht – die Retourkutsche habe ich mir gespart. Von meiner Seite aus ist es eine Zugewinngemeinschaft.
War der Ehevertrag ein Problem?
Mich hat es damals schon gewundert, aber dann habe ich gedacht, das juckt mich nicht groß. Ich brauche deren Geld ja nicht. Meine Frau war damals nicht Gesellschafterin der Betriebsgesellschaft und ist es bis heute nicht – die Mutter sitzt immer noch auf ihrer Beteiligung. Und es war mir nicht so wichtig, da ich wusste, dass ich meinen Weg mache.
Wie wurden Sie in die Unternehmerfamilie integriert?
Na ja, die eigentlich interessante Frage ist erst einmal: Wer gehört denn überhaupt dazu? Das war erst einmal nur die leibliche Familie. Ich gehörte also nicht dazu, war aber immerhin der schlaueste Schwiegersohn. Zumindest da hatte ich bei meiner Schwiegermutter einen Stein im Brett. Im Übrigen lief die Integration im normalen Rahmen und ohne Probleme. Ab und zu gab es Feste. Ich musste mich dabei nie verstecken, weil ich einigermaßen vorzeigbar war.
Eigentlich hat man in der Familie vor mir am meisten Respekt. Mit den Söhnen der einen Schwester verstehe ich mich ganz gut, mit dem der anderen, der Geschäftsführer ist, gab es in meiner Beiratszeit regelmäßig Krach. Ich habe ihm öfter gesagt, das ist Quatsch, was du machst. Aus diesem Grund war der bei mir allerdings auch immer extrem vorsichtig.
Wenn ich so darüber nachdenke, wie mich die Familie gesehen hat, werden sie mit Sicherheit gesagt haben: Der soll sich doch heraushalten, das geht den nichts an, es ist doch unsere Firma. Das war so ungefähr ihre Haltung, wenn ich ihnen in der Beiratssitzung gezeigt habe, dass sie mal wieder etwas falsch gerechnet hatten oder wenn ich gesagt habe, ihr habt mich wieder nicht informiert, obwohl das ausgemacht war. Anders als der Rest der Truppe habe ich anschließend immer das Protokoll gelesen und Anmerkungen hineingemalt. Damals war ich auch noch wilder, und das hat denen nicht gepasst. Aber ernstgenommen haben sie mich schon.
Wer hat welche Aufgaben in der Familie?
Die Vettern informieren sich über den Beirat. Der geschäftsführende Gesellschafter versucht schon alle zu informieren, aber offiziell geregelt ist nichts. Sonst gibt es einmal im Jahr ein Fest mit allen. Früher wurde immer groß gefeiert, mit Tanz und so, heute ist es etwas bescheidener. Bei dem Fest geht es nicht primär ums Unternehmen. Da kommt die Familie zusammen. Aber natürlich spricht man auch übers Unternehmen. Jetzt organisieren es die Kinder der drei Schwestern und jedes Jahr macht es ein anderer Stamm.
Von solchen Großveranstaltungen abgesehen, hat sich meine Schwiegermutter nur selten blicken lassen; während die anderen ein enges Verhältnis hatten. Meine Frau versteht sich mit ihren Cousins recht gut, meine Schwägerin ist dagegen wie ihre Mutter. Geschäftlich gehen die Interessen der Stämme stark auseinander, ein paar klammern, ein paar wollen Kasse machen. Aber im Zwischenmenschlichen ist in der Familie immer noch die Bereitschaft da, sich gegenseitig zu helfen.